Keyless entry, aber für die Wohnung

23.07.23

Ich habe meine Wohnung smart gemacht. Eigentlich ist sie nicht smart, sondern hat nur viele IoT-Geräte verbaut. In meine Wohnung zu kommen, ohne einen Schlüssel zu brauchen, war schon immer mein Traum. Nur konnte ich mich nie überwinden, ein elektronisches Chinaschloss einzubauen. Was wenn das aus gepresstem Kuhmist ist und sich sofort öffnet, nur weil der Nachbar seine Mikrowelle im Betrieb öffnet? Dann kam die Lösung: Ein Motor, der den Schlüssel innen in der Tür dreht. Mit einem entsprechenden Schloss kann man dann auch von Außen noch aufschließen. Von Außen ist nur mein hochwertiges Türschloss zu sehen

Ich kann sagen, es ist super, denn ein kleiner Knopf an der Schlüsselfernbedienung lässt sich einfacher bedienen, wenn man wie ein Esel bepackt die Treppen zur Wohnung hochstapft. Wirklich herrlich! Jetzt ist nur ein Problem: Ich muss den doofen Hauseingangschlüssel benuzten, Wieso eigentlicht? Die Hauseingangstüre war schon immer „smart“. Ich brauche also nur etwas, dass den Taster betätigt, denn ich immer drücke, wenn jemand klingelt.

Also habe ich von der gleichen Firma von der ich den Schlossaktor bekommen habe, eine Bastelplatine bestellt. Diese soll eigentlich Verbraucher schalten und hat dafür ein kleines, galvanisch getrenntes Relais. Dieses kann dann parallel die Verbindung schließen, die auch der Taster bedient. Die Frage ist nur, woher bekomme ich den Strom? Vom Klingeltrafo kommen gute 16 Volt Wechselspannung. Diese mit einem FULL BRIDGE RECTIFIER gleichgerichtet, ergeben eine gepulste Gleichspannung, die für meine IoT-Relaisplatine ausreichen sollten. Laut Datenblatt verträgt diese bis zu 30V im Eingang und hat vermutlich einen kleinen Step-Down-Converter drauf.

Es funktioniert! Mit dem kleinen Haken, das die Platine ihre eigene Stromversorgung kurzschließt und dann natürlich sofort aus geht. Diesen Aspekt finde ich aber auch Sinnvoll, denn wenn durch einen Fehler die Platine dauerhaft schaltet, geht sie nach einer gewissen Zeit aus.

Also her mit dem Speicherkondensator. Ich habe einfach mal den größten Kondensator genommen, den ich in meiner Grabbelkiste gefunden hatte. ein Speicherkondensator 5,5V und 2,5F. Dieser hatt an der 4,7V Stromversorgung erst zu gut funktioniert und Abends dann gar nicht mehr. Sie wollte beim Test nicht ausgehen aber das hatte ich auch nicht erwartet. Im Datenblatt stand 70ma Strombedarf beim Schalten des Relais. Dafür sah das Ergebnis schön Clean aus, was meiner Frau zusagte:

Q = C * U, eingesetzt Q = 2,5As/V * 4,7V = 11,75As. Das macht eine Menge Sekunden, denn 11,75As/0,07A macht ungefähr 168s. So lange wollte ich niemandem aufdrücken…

Ein befreundeter Ingenieur meinte, dass ich dass zu knapp bemessen hätte und mindestens die zweifache Spannungsfestigkeit hätte verbauen müssen. Naja, der Kondensator wollte nicht mehr und ich dachte, vielleicht ist es Klüger einen spannungsfesteren Kondensator zwischen dem FULL BRIDGE RECTIFIER und der Platine zu platzieren.

Die gemessene 16V sind ja der Effektivwert der Spannung. Für meinen Kondensator ist es aber wichtiger zu wissen, wie Hoch die Amplitude ist. Das sollte ja 16V * Wurzel(2) = 22.627V sein. In meiner Grabbelkiste habe ich einen Kondensator gefunden der passen könnte: 63V und 10mF Grüße an dieser Stelle an meinen lieben Freund Ludovico, der mir vier Stück davon zusammen mit anderem Elektrokram zum Geburtstag geschenkt hat:

Dick, leistungsstark, atemberaubend schön und Made in Germany, genauso wie ich.

Immer noch gilt Q = C * U eingesetzt 0,01As/V*22,6V=0,226As. Bei 0,07A Stromverbrauch sollten dabei also etwa drei Sekunden + ein Bisschen rum kommen, je nachdem wie effektiv der Step-Down-Converter ist.

Der Test ergibt etwa 5 Sekunden, bis die Platine abstürzt und das Relais wieder öffnet. Ich bin zufrieden. Alles funktioniert so, wie ich es haben wollte. Ich komme in meine Wohnung ohne an einer Tür Stoppen zu müssen. Wirklich wunderbar!

Hier ein Video vom Ergebnis:

Update 25.07.23!

Ich habe einen passenden Kondensator bestellt. Der Vergleich zeigt den deutlichen Größenunterschied:

Das ganze noch zusammen mit dem FULL BRIDGE RECTIFIER auf die IoT-Platine gelötet, macht schon einen soliden und kompakten Eindruck. Deutlich schöner als das ganze mit Tüddeldraht und Schraubklemmen:

Jetzt noch das ganze mit Isofolie einwickeln

und es wieder in das Loch in der Wand stopfen und mit der Plastikkappe verschließen.

so ist das ganze auch kompatibel mit der ästhetisch sensiblen Wohnungsgefährtin, aka Ehefrau.

So sieht das ganze am Briefkasten aus. Die Funkverbindung ist trotz der Blechbox ganz gut.

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